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  • AutorenbildAndrea Kuhn

Ein Tag im Leben eines Flüchtlings

68.5 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, viele davon innerhalb ihres eigenen Landes. Wir hören viel von der Flüchtlingskrise doch wissen wir eigentlich nichts darüber. Wir wissen nicht, was es bedeutet, mitten in der Nacht durch Gewehrschüsse und Soldaten aus dem bekannten Leben gerissen zu werden und begleitet von Terror und Angst in eine unbekannte Zukunft zu fliehen. Abhängig und ausgeliefert ohne zu wissen, was als nächstes mit dir geschieht.

Es ist einfach, sich von seinem gemütlichen Sofa aus eine Meinung über diese Menschen zu bilden. Die Augen zu verschliessen und einfach zu sagen, dass mich das alles gar nichts angeht oder sich einzureden, dass man als Einzelperson sowieso nichts ändern kann. Das Ziel der 75-minütigen Simulation "A Day in a Life of a Refugee" (Ein Tag im Leben eines Flüchtlings) ist es, daran etwas zu ändern und eine neue Sichtweise zu schaffen. Sie lässt Menschen aus der Ersten Welt einen Bruchteil der Schrecken, Demütigungen und Ängste von Millionen Flüchtlingen in einer einzigartigen Weise erleben. Erfolgreiche Geschäftsleute, einflussreiche Politiker und sogar Adlige verlieren innert Sekunden ihren Status bis nur noch der Mensch übrig bleibt.

Das Licht flackert, Soldaten schreien Befehle, Schüsse hallen durch die Dunkelheit und für die Teilnehmer beginnt ein emotionaler Spiessrutenlauf. Sie erleben im Schnelldurchlauf drei Tage in einem Flüchtlingscamp, wo sie Zeugen von Mord, Missbrauch und Menschenhandel werden und stetig der Willkür der Soldaten im Camp ausgeliefert sind.

Nach Minuten die sich wie Stunden anfühlen geht das Licht wieder an, ein Moment ist es still, bis schliesslich eine Stimme ertönt: Die Simulation ist beendet. Die Soldaten legen ihre Gewehre ab und werden wieder zu den Personen die sie wirklich sind: Flüchtlingshelfer, Friedensstifter, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und einige sogar selbst Füchtlinge. Sie erzählen aus ihrem Leben und ihrer Arbeit in den Flüchtlingslagern weltweit. Die Teilnehmer hören Geschichten von Trauma, Not und unendlichem Leid aber auch von Nächstenliebe, Hilfe und Lösungsvorschlägen. Nicht nur die Teilnehmer haben Tränen in den Augen, auch den Mitarbeitern der Simulation gehen die Erlebnisberichte nah.

Eine Zahl wird genannt: 14 Prozent. Die Intensität der Simulation liegt bei etwa 14 Prozent verglichen mit der Realität. Unvorstellbar. Für diese Menschen gibt es kein Erwachen aus dem Albtraum. Keine Stimme durchbricht die Dunkelheit: Die Simulation ist beendet.



Die Zeit nach der Simulation ist besonders wichtig. Sie hilft nicht nur die Emotionen der Teilnehmer wieder zu beruhigen sondern vorallem das Erlebte zu verarbeiten. Die Teilnehmer erhalten die Möglichkeit ihre Gefühle und Gedanken auszusprechen und mit den Mitarbeitern der Simulation zu sprechen. Sie kehren langsam zurück in ihre gewöhnlichen Rollen als Politiker, Adlige, einflussreiche Wirtschaftsleute und sie möchten helfen. Ihre Stellung und Verbindungen nutzen um aktiv zu werden. Es bleibt nicht nur beim Reden. Viele, tief berührt von dem was sie gerade erlebt haben, zögern nicht sofort zu handeln, wie dieser Bericht des jungen Wieners, Francis Rafal, beweist. Und damit hat die Simulation ihr Ziel erreicht.


Francis Rafal (links) war einer der wenig unter 30-jährigen die zum WEF 2019 geladen wurde um die junge Generation zu vertreten.


Einige Kommentare von Teilnehmern am WEF 2019:

“If you dare to experience something that will change you forever. Do this experience.” (Wenn du dich traust etwas zu erleben, dass dich für immer verändern wird. Mach diese Simulation.) Henrik Scheel, Gründer & CEO, Startup Experience

“It will change the way you view your own life. You will find new appreciation for everything you have. The simulation, especially the testimonies broke my heart for the displaced.” (Es wird die Weise verändern wie du dein Leben siehst. Du wirst alles was du hast neu zu schätzen wissen. Die Simulation, vorallem die Berichte aus dem echten Leben am Ende, haben mein Herz für Menschen auf der Flucht geöffnet.) Josiah Darrell, YWAM Davos

“Amazing! You need to do this to understand the issues facing the vulnerable. This is the best and worst thing I have ever done.” (Grossartig! Man muss das gemacht haben um die Probleme zu verstehen die Menschen auf der Flucht erleben. Das ist das beste und schlimmste Erlebnis was ich je hatte.) Alicia Brown, Hewlett Packard Enterprise

“It will change your beliefs and your life. It will make you a human being again. It will pierce your skull." (Es wird dein Leben und deine Meinung verändern. Es wird dich wieder zu einem Menschen machen. Es wird sich in deinem Kopf festsetzen.) Hicham Sabir, Co-Founder & Präsident, ShelterTech

Weitere Kommentare kannst du hier nachlesen und Presseberichte hier. Fotos der Simulation am WEF 2019 findest du auf Flickr.

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