Meine erste Reise nach China
Meine erste Reise nach China war ein Erlebnis das ich nie vergessen werde. Noch nie fühlte ich mich in einem Land so fremd und gleichzeitig so davon angezogen. Zusammen mit meiner besten Freundin reiste ich von Peking über Shanghai nach Hongkong. Eine Reise der Gegensätze durch Weltmetropolen, fruchtbare Landschaften, Smog und Slums.
Unsere Reise begann im Dezember 2014 in Peking, Hauptstadt der Volksrepublik China und Weltmetropole mit rund 20 Millionen Menschen. Auf der Fahrt vom Flughafen zu unserem Hotel kamen wir an unzähligen schlanken, schmucklosen und abweisend wirkenden Hochhäusern die zum grau verhangenen Himmel emporragten vorbei. Nur zwischendurch wurde das trostlose Bild durch moderne Wolkenkratzer der Grossbanken und Versicherungen aufgelockert. Der Smog – obwohl wärend unseres Aufenthaltes noch ziemlich harmlos – hing wie eine giftige Glocke über der Stadt.
Könnte Peking nicht mit den zwei grössten kulturellen Schätze Chinas – der Verbotenen Stadt und der Grosse Mauer – aufwarten, aus meiner Sicht gäbe es wenig Grund in diese Stadt zu reisen. Doch die beiden Ausflugsziele sind ein Besuch wert und auch eine Rikschafahrt durch die Hutongs – die Altstadt von Peking – ist faszinierend. Hunderte Menschen leben dort mitten in der Grossstadt in niedrigen, einfachen Betonhäusern, teilweise ohne fliessendes Wasser und meist ohne Heizung! Eine Tatsache, die für uns, gerade weil wir ja auch im Winter dort waren, unvorstellbar ist. Und die Hutongs sind keine Slums, sondern die üblichen Behausungen der einfachen Einwohner Hongkongs.
Was uns auch sehr überraschte und natürlich auch amüsierte, waren die zahlreichen Chinesen die Fotos mit uns machen wollten. So kam es, dass wir sowohl auf der Grossen Mauer als auch am Himmelstempel zur Hauptattraktion für die einheimischen Touristen wurden und nun wohl zahlreiche private Fotoalben schmücken. Wir fragten unseren Reiseführer nach dem Grund dieses auffälligen Verhaltens und er erklärte uns in wenigen Worten: «Ihr seid für die Leute die vom Land kommen wie Pandas – süss aber selten!» Offenbar kennen vor allem die Leute ausserhalb der Grossstädte uns «Westler» nur aus der Werbung :-)
Wir fragten unseren Reiseführer nach dem Grund dieses auffälligen Verhaltens und er erklärte uns in wenigen Worten: «Ihr seid für die Leute die vom Land kommen wie Pandas – süss aber selten!»
Weltkulturerbe und Shaolin Kung Fu
Weiter ging unsere Reise mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Luoyang. Die Stadt ist eine der vier
grossen alten Hauptstädte Chinas, die unter mehreren Dynastien die Hauptstadtfunktion ausübte und heute eine wichtige Industriestadt ist. Hauptattraktion ist die Longmen Grotte, auch Drachentor Grotte genannt. Sie befindet sich am Yi Fluss, etwa 13 Kilometer südlich von Luoyang und ist eine der vier berühmtesten buddhistischen Grotten Chinas. Die Bauarbeiten der Grotte begannen in der Nördlichen Wei Dynastie und dauert ca. 400 Jahre. Es gibt insgesamt 2'345 Nischen, über 100'000 Buddhastatuen und mehr als 2'800 Inschriften.
Die grösste Statue ist der 17,14 Meter hohe Buddha Vairocana, die kleinste Mikrogravur-Buddhafigur ist nur 2 Zentimeter hoch. Die Grotten wurden im Jahr 2000 als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Quelle Wikipedia
Wir verbrachten eine Nacht in Luoyang und fuhren am nächsten Tag mit dem Bus in Richtung Zhengzhou, Provinzhauptstadt der Region Henan. Hier gibt es nur eine echte Sehenswürdigkeit das Shaolin-Kloster. Es wurde vor 1'500 Jahren, zur Zeit der Nördlichen Wei-Dynastie, am Fusse des Song Shan Gebirges, unweit des gelben Flusses erbaut und liegt ruhig und verlassen in den Bergen. Der damalige Kaiser liess es zu Ehren des indischen Mönchs Ba Tuo bauen, da dieser ihn in politischen Fragen gut beraten hatte. Etwa 20 Jahre später traf in Shaolin der indische Mönch Bodhidharma ein, um seine Auffassung des Buddhismus zu verbreiten, die heute als Chan- oder Zenbuddhismus bekannt ist. Er war erschrocken über den schlechten körperlichen Zustand der buddhistischen Mönche – hervorgerufen durch langes Sitzen beim Meditieren – und ersann ein Übungssystem, um den Körper der Mönche zu trainieren und gesund zu erhalten. Übungen wie Xi Sui Jing (Waschung des Marks) und Yi Jin Jing (Transformation der Sehnen und Bänder) waren der Ursprung des Shaolin Quan Kung Fu. Der Pagodenwald, Talin, liegt einen knappen Kilometer südwestlich des Klosters Shaolin. Es ist der Friedhof der Klosteranlage mit 220 kleinen Pagoden, die die Asche berühmter Mönche enthalten. Die unterschiedlich gestalteten Pagoden sind sämtlich nach Süden, der Heimat Buddhas, ausgerichtet. Quelle: Wikipedia
Shanghai – Die Perle des Orients
Nach dem Besuch des Shaolin-Klosters fuhren wir weiter in die Stadt Zhengzhou wo wir übernachteten und am nächsten Morgen nach Shanghai flogen. Schon während der Fahrt vom Flughafen zu unserem Hotel in Shanghai wurde uns schnell klar, dass wir nun wieder in die Zivilisation zurückkehren die wir kennen. Zahlreiche Häuser im westlichen Stil, teilweise sogar ganze Quartiere mit wirklich schönen Einfamilienhäusern, säumten den Weg in die Innenstadt, wo sie dann schliesslich doch den Hochhäusern weichen mussten. Unser Hotel lag nicht ganz im Zentrum von Shanghai doch mit der U-Bahn konnten wir es bereits nach kurzer Fahrt erreichen.
Der Spaziergang entlang der gepflegten Uferpromenade – dem Bund – der direkt am Huangpu-Fluss liegt fanden wir sehr schön. Von dort aus hat man einen wunderbarben Blick auf die gegenüberliegende Sonderwirtschaftszone Pudong, die mit dem Pearl-Tower, dem World Financial Center, dem Jin Mao Tower und dem neu errichteten Shanghai-Tower, die moderne Skyline der Stadt bildet. Natürlich war Pudong auch gleich unser nächstes Ziel, denn wir wollten diese Megastadt auch noch aus der Vogelperspektive bewundern. Der Shanghai-Tower ist mit 632 Metern das höchste Gebäude der Stadt. Er war zum Zeitpunkt unserer Reise bereits fertig errichtet, jedoch war die Besucherterrasse noch nicht öffentlich zugänglich. Wir mussten uns also mit dem zweithöchste Gebäude, dem World Financial Center, wegen seiner Form auch Flaschenöffner genannt, vorlieb nehmen. Der Ausblick der sich aus einer Höhe von 492 Meter bot war beeindruckend! Eine beinahe unendlich wirkende Fläche mit Gebäuden und Strassen. So weit das Auge reicht nur Stadt und das in der 360 Grad Rundumsicht. Für etwas Nervenkitzel – vorallem wenn man unter Höhenangst leidet wie ich – sorgte die Aussichtsplattform des Gebäudes. Der Boden ist nämlich teilweise verglast und so hat man das Gefühl frei in der Luft zu stehen. Zum Glück gab es in der Mitte des Raumes einen breiten Stahlträger auf dem ich mich in Sicherheit bringen konnte :-)
Wie bereits erwähnt ist der Kontrast zwischen alt und modern, östlicher und westlicher Kultur in Shanghai sehr nahe beieinander. So verwundert es einem auch nicht, wenn man mitten in der Stadt auf das älteste Teehaus von Shanghai trifft. Das Teehaus steht im Zentrum eines Teiches und kann nur über eine Zick-Zack-Brücke erreicht werden. Diese Konstruktion sorgt gemäss chinesischem Glauben dafür, dass die bösen Geister die Brücke nicht überqueren können.
Hinter dem Teehaus liegt der wunderschöne, traditionell angelegte Yu-Garten. Er wurde 1559 von einem hohen Beamten der Ming-Dynastie als Privatgarten für seinen Vater in einem Gelände von zwei Hektar erbaut. Sobald man den Garten betritt fühlt man sich als wäre man in eine andere Welt gereist. Sanftes Wassergeplätscher, traditionelle chinesische Brücken und Gebäude, Drachenskulpturen auf den Mauern und grosse Goldfische und Kois die ihre Kreise im Teich ziehen, schaffen eine beschauliche, ruhige und entspannte Atmosphäre in der man für einen Moment vergisst, dass man sich mitten in einer Grossstadt befindet. Wenn man dann schliesslich durch das runde Ausgangstor des Yu-Gartens in das Gewirr von Menschen, Autos und Mofas tritt, begleitet einem das Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit und man nimmt das bunte Treiben der Marktverkäufer, die verschiedene Speisen und Waren anpreisen, nur noch am Rande war.
Übrigens, an den meisten Toren sind links und rechts zwei sitzende Löwenstatuen platziert. Links ein weiblicher Löwe der schützend eine Pfote über ein Jungtier legt und rechts der männlicher Löwe, der eine Perle zwischen beiden Pfoten hält. Die Perle steht in China symbolisch für die Frau, über die der Mann liebevoll wachen soll, damit sie sich führsorglich um die Kinder kümmern kann. Das mag jetzt vielleicht ein altmodisches Rollenbild darstellen, doch ich fand die Symbolik doch sehr schön.
Venedig des Ostens
Was man sich bei einem Besuch in Shanghai auf keinen Fall entgehen lassen darf ist ein Besuch des Wasserdorfes Zhujiajiao, das auch Venedig des Ostens genannt wird. Man erreicht das Dorf von Shanghai aus nach etwa einer einstündigen Autofahrt. Die zahlreichen Kanäle die sich durch die alten Gebäude winden sind mit kleinen Booten befahrbar und verschaffen einem einen ganz neuen Blickwinkel. Auch ein Spaziergang durch die engen Gassen ist empfehlenswert! Es erwarten einem zahlreiche kleine Verkaufsstände mit Schmuck, Kunsthandwerk, Essen oder auch Singvögel. Wer diesen Ausflug gemütlich ausklingen lassen will, setzt sich einfach auf eine kleine Terrasse der angrenzenden Häuser und bestellt eine Tasse Tee, die Anwohner leben vom Tourismus und bewirten in ihren Privathäusern die Besucher.
Im fruchtbaren Land der Drachen
Nach vier interessanten Tagen in Shanghai machten wir uns wieder auf den Weg zum Flughafen um zu unserem nächsten Etappenziel Guilin zu reisen. Die Stadt liegt im Südosten Chinas an den Ufern des Li Jiang oder kurz Li-Flusses. Die üppige Vegetation zwischen Hügeln und Karstenberge ist der Grund warum diese Gegend zu den schönsten und meist besungenen Landschaften Chinas gehört. Aufgrund des subtropischen Monsunklimas, mit reichlichen Regenfällen und einer durchschnittlichen Temperatur von 19 Grad, ist es in Guiling zu allen Jahreszeiten grün. Das macht die Region zum wichtigsten Produzenten für landwirtschafltiche Güter wie frische Früchte und Gemüse.
Da der Wasserstand zu tief war konnten wir unser geplante Flussfahrt auf dem Li Jiang nicht direkt von Guilin aus unternehmen. Wir fuhren also mit dem Auto weiter in das etwa 50 km südlich gelegene Yangshuo wo wir unser Hotel bezogen. Früh morgens wurden wir für die Flussfahrt auf speziellen Schiffen, beziehungsweise Flossen, mit sehr geringem Tiefgang abgeholt. Leider hatte es die Tage davor geregnet und die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass ein dichter Dunst über der ganzen Landschaft lag und auch die Temperatur spürbar sank. Trotz der schlechten Sicht war die Magie dieser wunderschönen Gegend spürbar und wir konnten die traditionellen Fischer mit ihren zahmen Kormoranen bewundern.
Und natürlich gibt es auch heute noch Drachen in China, doch sie zeigen sich den Menschen nicht mehr in ihrer wahren Gestalten.
Die Karstenberge, so glauben es die Einheimischen, sind ein Beweis dafür, dass vor langer Zeit Drachen in China lebten und über das Land herrschten. Ihr Feuer verbrannte die Erde und der Regen frass in Verbindung mit dem Schwefel tiefe Löcher in die Felsen. Und natürlich gibt es auch heute noch Drachen in China, doch sie zeigen sich den Menschen nicht mehr in ihrer wahren Gestalten. Der Gelbe Fluss, soll ein mächtiger Drache sein, der mit tödlicher Regelmässigkeit sein eigenes Flussbett zuschüttet. Beim nächsten Hochwasser tritt er über die Ufer und überflutet das Land grossflächig. Millionen Menschenleben hat der Gelbe Drache schon auf dem Gewissen, doch kein chinesischer Drache ist nur böse. Der Gelbe Fluss schenkt zugleich auch neues Leben. Denn durch seine Fracht, den Löss, bildet sich fruchtbares Schwemmland, auf dem die Landwirtschaft gedeiht.
Hongkong – Duftender Hafen am Perlfluss
Von den malerischen Karstenbergen führte uns unsere Reise weiter in die Weltmetropole Hongkong, was soviel bedeutet wie «Duftender Hafen». Wenn wir bereits geglaubt haben, dass Shanghai viele Spuren der westlichen Kultur trägt, so überwältigte uns der Anblick dieser gigantischen 7 Millionen Einwohner Stadt am Meer, in der die langjährige Kolonialherrschaft Englands allgegenwärtig ist. Es herrscht Linksverkehr und die doppelstöckigen Strassenbahnen schaffen eine Kulisse wie man sie in London findet. Auch die Bewohner sind irgendwie nicht mehr so «chinesisch» und fremd. Die meisten sprechen fliessend Englisch und auch uns «Westlern» schenkt man keine grosse Beachtung mehr, denn hier sind wir definitiv nicht mehr die Einzigen.
Die Kombination aus West und Ost ist überall in der Stadt sichtbar und spürbar. Es gibt Restaurants und Strassenstände mit Speisen aus der ganzen Welt oder Designermode aus Italien, New York und Mailand neben klassischen chinesischen Märkten. Touristen, Geschäftsleute und Einheimische drängen sich in der hochmodernen U-Bahn dicht zusammen und eilen geschäftig durch die höhergelegten, überdachten Fussgängerzonen im Zentrum. Aber auch die Armut ist hier allgegenwärtig. Vor den Luxuseinkaufstempeln knien Bettler mit erhobenen Händen und der Stirn am Boden, doch sie erhalten kaum Beachtung. Zu beschäftigt und auf sich selbst oder ihre Mobiltelefone konzentriert, eilen die Menschen an ihnen vorbei.
An einem speziellen Wochentag kann man in der Fussgängerzonen ein ganz besonderes Ereignis miterleben. Zahlreiche Frauen mit ihren Kindern legen Pappkarton auf dem Boden aus und bauen damit kleine Spielboxen für ihre Kinder. Dort sitzen sie dann und schwatzen wärend die Kinder in den Boxen spielen. Wir haben versucht herauszufinden, was das Spektaktel zu bedeuten hat und fanden einen Hinweis in unserem Reiseführer. Es gibt ein Tag in der Woche, an dem alle Bediensteten – also das Hauspersonal – frei hat und sich auf diese Art in der Fussgängerzone trifft.
Ein absolutes Highlight und ein Muss für jeden Touristen ist die Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Victoria Peak, dem Hausberg von Hongkong Island. Von der Aussichtsplattform hat man eine überwältigende Sicht auf die glitzernden Wolkenkratzer des Geschäftsviertels und den wunderschönen Victoria Harbor der zwischen Hongkong Island und Kowloon liegt. Wir verbrachten einen ganzen Tag auf dem Berg und spazierten noch bis zum höchsten Aussichtspunkt von dem aus man auch auf die Rückseite der Insel, die noch weniger besiedelt ist, sehen konnte. Nach dem Lärm der vielen Städte und den vielen Erlebnissen die wir bis dahin schon machen durften, war der Tag auf dem Victoria Peak ein Ort der Ruhe und der Entspannung, die wir sehr genossen.
Macau – Las Vegas des Ostens
Was bei einem Besuch in Hongkong natürlich auch nicht fehlen darf ist ein Tagesausflug mit der Fähre nach Macau – dem Las Vegas des Ostens. Im Zentrum von Macau ist die langjährige Kolonialherrschaft von Portugal besonders spürbar. Kirchen, Strassen und ganze Häuserzeilen lassen ein Gefühl von einem Spaziergang mitten durch Lissabon aufkommen. Auch der Besuch in einem der vielen portugisischen Restaurants ist sehr empfehlenswert. Weiter fuhren wir mit dem Taxi zur Fisherman's Wharf und schliesslich zum Casino-Viertel wo auch ein Nachbau des berühmten Casinos «The Venetian» steht.
Ein unglaubliches Bauwerk, das einem in eine andere Welt entführt, wo mit Geld wohl alles möglich ist. Allein die Taxihalle mit ihren Fresken an der Decke ist beeindruckend und der grosse goldene Atlas in der riesigen Eingangshalle ist ein starkes Symbol für Reichtum und Überfluss. Hin und her gerissen zwischen Dekadenz und Faszination verliessen wir Macau am Abend und fuhren mit der Fähre wieder zurück nach Hongkong.